8 Brokate – Stütze das Universum mit beiden Händen
Lehrsystem Qigong Yangsheng
Das Lehrsystem QIGONG YANGSHENG – frei übersetzt etwa „Qigong zur Pflege des Lebens„ – wurde von von Prof. Jiao Guorui entwickelt und fand durch die Gründung der Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng seinen Weg nach Deutschland. Das Qigong Yangsheng ist ein umfassendes System verschiedener Übungsmethoden zur Kultivierung der Lebensenergie.
Das Lehrsystem umfasst mehrere Übungsmethoden, in denen jeweils unterschiedliche Übungsaspekte betont werden. Der Hauptaspekt des gesamten Übungssystems ist die gesundheitsfördernde Wirkung, die in engem Zusammenhang mit den Grundzügen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) steht. Das Lehrsystem von Prof. Jiao Guorui zeichnet sich durch seine fundierte Theorie, umfassendes Lehrmaterial und eine Vielfalt von Methoden aus.
Prof. Jiao Guorui, der selbst Arzt für Chinesische Medizin war, legte großen Wert auf die Anpassungsmöglichkeiten einer jeden Methode an die Gegebenheiten des Übenden, so dass jeder Mensch, ungeachtet welchen Alters und welcher Konstitution, die Vorteile des Qigong für sich erfahren kann. Es war ihm daher wichtig, dass jede Methode in verschiedenen Körperhaltungen, etwa im Sitzen, Stehen oder Gehen oder sogar auch im Liegen, mit den entsprechenden Anpassungen geübt werden kann.
Das QIGONG YANGSHENG setzt sich aus folgenden Übungsmethoden zusammen:
- die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong
- die 8 Brokatübungen
- das Spiel der 5 Tiere
- Stehen-wie-ein-Pfahl
- Fuqi Yangsheng Fa (Aufnahme des Qi zur Kultivierung der Lebenskraft)
- die 6-Laute-Methode
- Youfagong (Methode der induzierten Bewegung)
- Tuna / Sitzen in Stille
- die Emei-Methode
- Taiji-Übungen-in-Ruhe
- Daoyin-Übungen
Übungssysteme des Qigong Yangsheng
Im Folgenden werden die einzelnen Übungssysteme, aus denen sich das Lehrsystem des QIGONG YANGSHENG zusammensetzt näher erläutert.
die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong
Im Lehrsystem Qigong Yangsheng nehmen die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong eine Schlüsselrolle ein. Sie eignen sich besonders gut für den Einstieg in das Qigong Yangsheng, denn in dieser Methode sind die Prinzipien des Qigong besonders klar erkennbar.
Für die Namen der einzelnen Übungen werden sowohl Bilder aus der Natur, Tierbewegungen, Symbole und auch Prinzipien des Übens verwendet. Die Inhalte dieser Methode geben die ganze Palette an Vorstellungsinhalten, Bewegungsmustern und Schrittformen wieder und sind deshalb eine gute Basis für alle anderen Methoden.
In der Anwendung bieten sich unterschiedliche Übungsweisen an. Ausschnitte und sinnvolle Zusammenstellungen von Einzelformen lassen sich leicht erarbeiten.
Jiao Guorui entwickelte diese Abfolge von 15 fließend miteinander verbundenen Formen aus den dreizehn Taiji-Pfahl-Übungen des Daoisten Xu Xuanping (Tangzeit, 618 – 907).
die 8 Brokatübungen
Die Übungsmethode der 8 Brokate geht auf eine lange Tradition zurück. Sie ist seit dem chinesischen Altertum bekannt und gehört zu den am weitesten verbreiteten Methoden des Qigong in China. Der chinesische Name „Baduanjin„ (= 8 Abschnitte Brokat) deutet an, dass es sich bei den Übungen um etwas sehr Kostbares handelt, dem Schönheit und Eleganz innewohnen.
Es werden zwei Übungsformen unterschieden: Die 8 Brokatübungen im Stehen und die 8 Brokatübungen im Sitzen. Beide Übungsreihen tragen den Namen Brokat, unterscheiden sich jedoch inhaltlich.
Die 8 Brokatübungen im Stehen eignen sich aufgrund ihrer klaren Formen – neben den 15 Ausdrucksformen des Taiji Qigong – sehr gut für ein erstes Kennenlernen Qigong Yangsheng. Kraftvolle, klare Formen werden mit innerer Entspannung verbunden und stärken so die Konstitution und den Spannungsabbau. Die klaren aufgerichteten Haltungen fördern Stabilität und Zentrierung.
Die Übungsfolge der 8 Brokatübungen im Sitzen besteht aus Ruhehaltungen, einfachen Bewegungsmustern, weichem Dehnen sowie innerlich und äußerlich angewandter Selbstmassage. Die Aufmerksamkeit wird verstärkt auf das Innere gelenkt. Diese Übungen lassen sich mit wenig Aufwand an körperlicher Kraft üben.
das Spiel der 5 Tiere
Das Spiel der 5 Tiere beschreibt eines der ältesten dokumentierten chinesischen Übungssysteme, das der Überlieferung nach auf den berühmten Arzt und Gelehrten Hua Tuo (2. Jh. u.Z.) zurückgeht, dessen Wurzeln aber sicher bis in die legendären Anfänge der chinesischen Kultur reichen, in eine Zeit, wo die Menschen im alten China begonnen haben, Tiere in ihrer Bewegung nachzuahmen.
Das Spiel der Tiers lässt die Anmut, Kraft und Ursprünglichkeit von Bär, Kranich, Tiger, Hirsch und Affe lebendig werden. Der Aspekt der Natürlichkeit und die Einheit von Gestalt, Gestik und Mimik werden im Spiel der 5 Tiere besonders betont.
Durch die individuellen Möglichkeiten des Ausdrucks, der Kraftqualitäten und der Art der Bewegungsmuster spricht das Spiel der Tiere die Übenden in ihrer spezifischen geistig-seelischen Verfassung besonders an. Emotionen und Lebensgefühl können auf spielerische Weise erkundet und ausgedrückt werden.
Jedes Tier ist schwerpunktmäßig einem der Funktionskreisen der Chinesischen Medizin zugeordnet und unterstreicht nochmals die enge Beziehung zu Emotionen, Lebensgefühlen und Veranlagungen.
Stehen-wie-ein-Pfahl
Die Stehen-wie-ein-Pfahl-Übungen (zhanzhuanggong) gehören zu den Übungen-in-Ruhe (jinggong); sie stellen eine grundlegende Übungsmethode dar, die als Kern in allen anderen Methoden wiederzufinden ist.
Die Vorteile dieser Übungen liegen darin, dass keine komplexen Bewegungen zu erlernen sind und dass in relativ kurzer Zeit eine deutliche Stärkung der Konstitution sowie ein Kraftzuwachs erreicht werden können.
In Stehen-wie-ein-Pfahl-Übungen können besonders Anspannung und Entspannung, deren Verteilung und Dynamik, eingeübt werden. Durch das längere Verweilen in einer Haltung werden vor allem Feinregulation, Vollständigkeit, Stabilität und Ausgewogenheit ermöglicht. Eine stabile „Mitte„ wird durch den ausgewogenen „Rahmen„ gefördert.
Fuqi Yangsheng Fa (Aufnahme des Qi zur Kultivierung der Lebenskraft)
Feinheit der Bewegungen und Durchdringungskraft kennzeichnen die Fuqi-Übungen, bei denen Bewegung, Atmung, Sprechen von Lauten und Vorstellungskraft in besonderer Weise verbunden werden. Der „nährende“ Aspekt (fuqi), gefördert durch die Bewegungen von Verdichten und Entfalten, die die 32 Bewegungsmuster durchziehen, bildet die Grundlage.
die 6-Laute-Methode
Lautübungen werden schon in historischen Überlieferungen als Einzelmethoden und als Bestandteil vieler anderer Methoden erwähnt.
Kennzeichnend für diese Methode ist die Anwendung von Lauten, die unhörbar oder hörbar gesprochen werden. Die Methode umfasst sowohl die traditionelle Übungsweise im Sitzen-in-Stille, wie auch eine spätere Entwicklung in Verbindung mit einfachen körperlichen Bewegungen.
Die zu den Lauten praktizierten Bewegungen sind einfach, und man kann sich leicht auf die innere Bewegung konzentrieren. Beim Ausatmen werden die Laute artikuliert, die durch Vibration innere Wirkungen im Sinne der Regulation hervorrufen.
Der Bezug zu Leitbahnbereichen und Akupunkturstellen der einzelnen Funktionskreise wird dort besonders deutlich.
Youfagong (Methode der induzierten Bewegung)
Youfagong ist eine Methode zur Mobilisierung eigener latenter Energien und zur Kultivierung der Lebenskraft. Der Ursprung dieser Methode reicht weit zurück, sie besitzt eine lange, kontinuierliche Überlieferungstradition und hat sich im Laufe der Geschichte ständig weiterentwickelt.
Als Angelpunkt des gesamten Lehrsystems des QIGONG YANGSHENG ist Youfagong der Schmelztopf aller Übungsmethoden. Hier werden auf der Grundlage eines guten Ruhezustandes innere Impulse in äußeren Bewegungen zum Ausdruck gebracht. Es werden keine festgelegten Formen geübt, man folgt vielmehr den inneren Qi- bzw. Bewegungsimpulsen. Die Entwicklung von Natürlichkeit und Kontrollfähigkeit sind ein zentrales Thema.
Grundlegend ist die Kontrolle aller Übungsaspekte durch das Bewusstsein im Sinne einer Steuerung des Übungsgeschehens, so dass alle Übungsanforderungen erfüllt sind und es zu einer harmonischen Einheit von Natürlichkeit und Kontrolle kommt.
Tuna / Sitzen-in-Stille
Ausgewogenheit der Haltung, Entspannung, Eintreten in die Ruhe (rujing) und Sammlung sind die Hauptaspekte dieser Übungsmethoden, die zugleich Grundlage und Bestandteil von Qigong-Übungen überhaupt sind. Schlichtheit und Konzentration auf das Wesentliche kennzeichnen sowohl das Sitzen in Stille wie auch Tuna, bei dem besondere Aufmerksamkeit auf die Grundbewegungen des Öffnens und Schließens gelegt wird.
die Emei-Methode
Der Merkvers „Sich dem Himmel nachbilden und die Erde zum Vorbild nehmen„ leitet die Emei-Übungen an.
In ihrer äußeren Erscheinungsform verbinden die Emei-Übungen Elemente von Pfahl-Übungen, Übungen-in-Bewegung (donggong) und Übungen zum Leiten und Dehnen (daoyin). Kraftvolle Haltungen verbinden sich mit subtiler Bewegung. Hierbei spielen feine, sich schlängelnde Bewegungen eine große Rolle. Eine weitere Besonderheit ist das „Trennen des Qi entsprechend der Leitbahnen„, wobei spezifische Hand- und Fußkräfte und die Bewegung der Finger und Zehen eine große Bedeutung erfahren. Die Bewegungen und Körperhaltungen lassen einen engen Bezug zu wichtigen Einflussorten und Akupunkturpunkten erkennen. Die Übungen können in Verbindung mit Lauten, die dem Charakter der Bewegung, z.B. Sinken oder Öffnen, entsprechen, ausgeführt werden.
Prof. Jiao Guorui hat die 12 Übungssequenzen der Emei-Methode im Jahr 1961 von seinem Lehrer Zhou Qianquan erlernt und im Laufe der Entwicklung seines Lehrsystems bearbeitet.
Der Emeishan, einer der vier berühmten Berge des chinesischen Buddhismus, ist im Südwesten des Kreises Emei in der Provinz Sichuan lokalisiert. Seinen einander gegenüber aufragenden Gipfeln, die in ihrer Gestalt geschwungenen Augenbrauen gleichen, verdankt er seinen Namen (wörtlich: „Berge der wunderschön geschwungenen Augenbrauen„). Der Emeishan ist auch eine vielbesuchte landschaftliche Attraktion. Innerhalb des Daoismus trägt das Bergmassiv den Namen Xuling dongtian ( übersetzt: „Grottenhimmel des leeren Hügels„)
Sonnenaufgang, Wolkenmeer, Buddhaglanz und Heiligenleuchte sind die vier berühmten Naturerscheinungen des Emeishan. Bei dem Buddhaglanz und der Heiligenleuchte handelt es sich um Lichterscheinungen, die unter bestimmten natürlichen Bedingungen durch die Sonnenlichtreflektionen auf den feinen Wassertropfen der Wolkenbildungen entstehen. Sonnenaufgang, Wolkenmeer, Buddhaglanz und Heiligenleuchte dienen auch als Metapher für die geistige Befindlichkeit, die sich bei der Praxis der Emei-Übungen in einem guten Übungszustand einstellt.
Taiji-Übungen-in-Ruhe
Taiji-Jinggong ist eine besondere Methode des Sitzens-in-Stille, bei der der Aspekt der Natürlichkeit, in Verbindung mit der Polariät von yin-yang (taiji), zum Tragen kommt.
Daoyin-Übungen
Daoyin-Übungen sind im Lehrsystem Qigong Yangsheng Selbstmassageübungen. Sie können als eine ganz eigenständige Methode des Übend angesehen werden.
Daoyin-Übungen können Bestandteile von Übungsmethoden sein, zum Beispiel innerhalb der 8 Brokatübungen im Sitzen oder bei den Emei-Übungen.
Die Massage wird mit unterschiedlichen Techniken wie „Reiben„, „Streichen„, „Drücken„, „Zupfen„ außen am Körper, bevorzugt im Bereich von Akupunkturpunkten und Leitbahnen ausgeübt – oder im Inneren wie beim „Zähneklappern„ oder „Zungerollen„.
Daoyin-Übungen tragen besonders zur Entspannung bei und dienen der Verfeinerung von Wahrnehmung, Bewegungen und Kräften.